Blind-Date Edition #8 „Take on me“

Take on me

Was kommt dabei heraus, wenn sich 11 BloggerInnen zu einem festgelegten Song Gedanken machen und die entstandenen Beiträge zeitgleich ins Internet stellen?

Unter dem Motto „Take on me“ hat jede/r von uns einen Beitrag zu dem gleichnamigen Song von a-ha geschrieben.

Wir wissen nicht, was die Anderen geschrieben haben, es gab keine inhaltliche Abstimmung und wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis!

Mit dabei sind (außer uns):

Beetkultur, Der HagenbergthebohoshackCardamonchaiGarteninspektorFaun & FarnLaubenhausmädchenEin Stück ArbeitWirGartenkinder und Berlingarten

Viel Spaß beim Lesen!

Wow Leute, ich habe mich furchtbar schwer getan, zu diesem Song einen Text zu schreiben. Als der liebe Björn von Gartenbaukunst zum „Blind Date“ geladen hat, hab ich mich total gefreut! – Was für ein Lichtblick! Das Motto zur Liedersuche war „Kindheitserinnerungen“. Da kommt „Take on me“ von a ha bei mir tatsächlich vor… und ich fand die Wahl super! Bis mir klar wurde, dass ich mich mit dem Text noch nie so richtig auseinander gesetzt hatte. Und irgendwie, gab der erstmal nix auch nur annähernd tiefsinniges her – fand ich.

Dabei hatte ich diesen Song tatsächlich damals als Single – so richtig auf Vinyl! Die B-Seite war übrigens „The Sun always shines on TV“ 🙂 Ich hab das Lied also damals rauf und runter gehört – saß in unserem Kinderzimmer, vor unserem kleinen orange-farbenen Schallplattenspieler von Telefunken und hab Morten Harkets ultra hohen Tönen gelauscht.

Und heute? Tja heute hab ich keinen Plattenspieler mehr und auch keine Vinyl-Schallplatten. Also habe ich mir den Song auf einer Musik-Streaming-Plattform gesucht und rauf und runter gehört – in der Hoffnung auf Inspiration. Die kam aber irgendwie nicht. 

Ich hab statt dessen angefangen über Kindheit nachzudenken. Wie Kindheit damals war, in den 80ern –  und wie sie heute ist, für meine Kinder in den 2020ern…

1985 – als „Take on me“ veröffentlicht wurde, war ich ungefähr 8 Jahre alt. Meine kleine Liese ist heut 10 – Also fast im selben alter, wie ich damals. Oh man, wie anders heute alles ist.

Ich hab angefangen darüber nachzudenken, ob die Liese überhaupt weiss, was ne Vinyl-Schallplatte ist. Meine Kinder haben heute ja nicht mal mehr Kassetten. Selbst CDs sind Mangelware. Wir haben ja unsere Streaming-App auf dem Smartphone…

Und dann erwische ich mich bei folgendem Gedanken: „Ne, sowas kennen die heute gar nicht mehr. „Die“ wissen ja nicht mal, wie viel Spaß es gemacht hat, sich mühsam ein „Mixtape“ zusammen zu stellen. Mit dem Kassettenrecorder vor dem Radio kauern, inklusive Nebengeräusche. Später dann mit dem Ghettoblaster – LUXUS pur! Heute machen sie sich einfach ne Playlist und gut ist.“

Und ich erwische mich bei noch etwas: der Gedanke klingt tatsächlich Vorwurfsvoll! So nach dem Motto „Die“ wissen gar nicht, wie einfach ihnen heute alles gemacht wird.

Tja, was soll ich sagen: und dann schäme ich mich ganz fürchterlich. Wem will ich denn hier irgendeinen Vorwurf machen?! So ist die Welt heute eben! Vor allem ist es doch meine Aufgabe, den Kindern Werte zu vermitteln. Und wie oft war ich als Kind genervt, wenn meine Eltern mir erzählt haben, wie leicht ich es hätte… blablabla!

Und überhaupt bin ich viel zu oft viel zu genervt!

Ich möchte die derzeitige, elendige Corona-Situation hier gar nicht erst zum Thema machen. Nur so viel: wir verbringen derzeit extrem viel Zeit zu Hause – und damit auch miteinander. Oder eher Nebeneinander?! Denn in Wirklichkeit läuft es so: Ich sitze die meiste Zeit im Esszimmer im Homeoffice.

Die Kinder sitzen jeder in seinem Zimmer – Wechselweise im Distanzunterricht und anderweitig mit Elektronik beschäftigt. Der große zockt, die kleine Telefoniert, schaut tiktok und … zockt auch, wenn nicht gerade Unterricht stattfindet. Zwischendurch treibt der Hunger sie aus ihren Zimmern, oder eine nicht verstandene Mathe-Aufgabe.

Und das nervt mich. Das nervt mich wirklich bis aufs Blut. Aber: Was soll ich machen? Ich muss ja auch arbeiten. Und Haushalt, und kochen und Garten und… Abends bin ich dann völlig fertig und ausgelaugt. Die Kinder aber auch. Auch für die ist es gerade nicht leicht. Daher ist es wohl mehr als unfair, Ihnen Vorwürfe zu machen. Oder mir.

Was das jetzt mit „Take on me“ zu tun hat?

Take on me, take

me on,

I´ll be gone,

In a day or two

Take on me von a-ha-

Nimm mich an – das ist der Anspruch, den unsere Kinder doch wohl uneingeschränkt an uns haben dürfen! Im Moment ist es nicht so einfach. Wir verbringen sehr SEHR viel Zeit hier zu Hause. Wir bekommen viel mehr von einander mit, als im normalen „Vor-Corona-Alltag“. Das ist erschreckend. Denn wir müssen uns eingestehen, wie wenig Zeit wir normalerweise miteinander verbringen.

Und dann bekomm ich Panik. „I´ll be gone, in a day or two“ Das ist es doch, was unsere Kinder tun. Sie gehen irgendwann. Mein großer wird dieses Jahr 17 – S I E B Z E H N!!! Er hat nur noch gut zwei Schuljahre vor sich. Dann wird er eine Ausbildung oder ein Studium starten – hoffen wir jedenfalls 🙂 Und irgendwann wird er dann gehen… Und die Liese wird wenig später folgen.

Ich bin kein Mensch, der wenig nachdenkt. Vor allem über die Kinder denke ich wirklich, wirklich viel nach. Ich möchte unbedingt alles richtig machen. So die Theorie. Aber manchmal erwische ich mich dabei, das sich mich vergesse. Und dabei unfair und genervt zu reagieren. 

Ja, dann schreie ich auch!

…Und dann tut es mir leid…Leute, es ist schon schwer genus ein guter Mensch zu sein. Noch schwerer ist es, gute Eltern zu sein.

Wenn ich mich nach einem anstrengenden Tag im Ton vergreife, und mich später dafür entschuldige sagt Amélie meistens „Alles gut Mama, Du hattest ja auch einen anstrengenden Tag“ – Ist das nicht furchtbar? Sollte eine 10 jährige wirklich Verständnis dafür haben? 

 

Oh the things that you say

Is ist live or

Just to play my worries away

You’re all the things I’ve got to remember…

-take on me von a-ha

Ich denke, sie sollte kein Verständnis dafür haben müssen. Und sie sagt es nur, damit ich mir keine Sorgen mache! Verdrehte Welt…

Wir sind Eltern – Es ist an uns!

Wenn ich Kinder will, die wissen was ne Schallplatte ist, muss ich dafür sorgen, dass ein Plattenspieler im Haus ist. Wenn ich Kinder will, die nicht nur im Zimmer sitzen und zocken, muss ich ihnen was besseres bieten.

Und manchmal, ja manchmal muss man sie auch einfach machen lassen. Ihnen vertrauen – sie machen ihren Weg.

Take on me, Take me on – wie man es dreht und wendet: Nimm mich an. Darum geht es in allen Beziehungen. Aber vor allem in der zwischen uns und unseren Kindern! Sie sind uns nichts schuldig – Wir schulden ihnen alles! Vor allem ne guten Vorbereitung auf den Tag, an dem sie dann gehen und ihr eigenes Ding machen.

I´ll be gone,

In a day

..take on me

take me on…

-take on me von a-ha-

Ich find´s toll Kinder zu haben – ich bin wirklich gerne Mutter. Ich möchte nichts von dem vermissen. Und wenn ich total genervt bin, dann mach ich mir das bewusst. Ich will nicht keine Kinder haben.

Und irgendwann werden sie beide gehen. Natürlich hoffe ich mal sehr, dass sie nicht ganz aus meinem Leben verschwinden. Und gerade deshalb möchte ich, dass meine Kinder wissen, dass ich Sie so annehme – genau so wie sie sind. Damit sie später gern „nach Hause“ kommen.

Und wer jetzt Bock auf eine Portion 80er hat: Hier habe ich das Video verlinkt: https://www.youtube.com/watch?v=djV11Xbc914

Leider habe ich auf Mamas und Papas Dachboden die Single „take on me“ nicht mehr gefunden. Aber die paar Singles, die da in einem Karton in der Ecke steckten, hab ich gleich mal mitgenommen. Um die Kinder zu fragen ob Sie wissen was das ist :-P. Das Bild habe ich nur deshalb mit Blümchen geschmückt, weil Ihr nicht vergessen sollt, dass das hier ein Gartenblog ist 🙂

Habt Euch lieb,

Eure Gartenkinder!

6 Kommentare bei „Blind-Date Edition #8 „Take on me““

  1. Nach deinem Beitrag sehe ich den Song wieder in einem anderen Licht. Bin ja bei meinem eigenen Artikel gleich gedanklich wie auch thematisch in Richtung Garten abgedriftet. Aber sieht man genauer hin, könnte man zu dem Schluss gelangen, Take on me fordert auf, die aktuelle Situation so gut es geht und jeder auf seine Art anzunehmen. Dass da Gedanken fließen, die nicht zu stoppen sind, ist nicht verwunderlich. Dabei ist Homeoffice in Kombination mit Homeschooling eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Ich ziehe den Hut vor allen, die das Tag für Tag bewältigen!

  2. […] Boho Shack, Cardamonchai, Garteninspektor, Faun & Farn, Laubenhausmädchen, Ein Stück Arbeit, Wir Gartenkinder und der […]

  3. es ist krass mal wieder. Ich habe das Gefühl das es uns allen ähnlich ging bei diesem Lied. Auch ich habe mich gefrreut das es dieses Lied geworden ist. Und dann? Ja dann habe ich den Text zum ersten mal richtig gelesen … und irgendwie hat der nichts mit mir gemacht. Echt strange.
    und …
    … es ist ok genervt zu sein. Es ist ok auch mal lauter zu werden. Finde ich. Ja, es tut weh, jeden Tag … und es ist hart und sooooooo anstrengend und ermüdend …. weil man niemanden wirklich gerecht werden kann. Weder dem Partner, dem Kind noch sich selbst.

    1. ja genauso ist das. Das ist anstrengend. Aber es ist auch gut zu wissen, dass man damit nicht allein ist… Oft hat man ja das Gefühl, dass es bei allen läuft, nur bei mir selbst nicht…
      Es kann nur noch besser werden 😉

  4. Liebe Claudia,
    was für ein ehrlicher und ans Herz gehender Artikel. Mir hat es ein bißchen die Sprache verschlagen.
    Herzliche Grüße
    Carla

    1. Die Sprache verschlagen wollte ich natürlich niemanden! Ich danke Dir. Es ist tatsächlich auch genauso gemeint. Und es hat gut getan, es mal „rauszuschreiben“
      Ganz liebe Grüße!

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