aus Raupen werden Schmetterlinge – der Kohlweißling

Aus Raupen werden Schmetterlinge. Das weiß doch jedes Kind. Buchstäblich! Denn jedes Kind kennt doch das Buch „die kleine Raupe Nimmersatt“! Kennt Ihr auch, oder? Das 1969 in den USA erschienene Buch von Eric Carl hat meine Mutter mir schon vorgelesen. Und ich meinen Kindern auch. Spätestens dieses Kinderbuch hat uns doch alle gelehrt: Aus Raupen werden Schmetterlinge!

So musste ich vor ein paar Tagen auch gleich an die kleine Raupe Nimmersatt denken. Denn die hatte sich offensichtlich, mit all ihren Geschwistern, an unseren Senf-Pflanzen gütlich getan. Zufällig habe ich die erste kleine Raupe entdeckt, als ich im Gewächshaus die Tomaten „aufräumen“ wollte.

Raupen an kahl gefressenen Stängeln

Interessant sah sie aus: Eine haarige gelbe Raupe mit den charakteristischen Schwarzen flecken. Allerdings war sie nicht allein, die kleine Raupe. Ich musste gar nicht so genau hinsehen. Der Senf saß voll mit hunderten dieser haarigen Gesellen. Schnell war recherchiert, um wessen Kinderstube es sich hier handelt. Wir haben es mit dem großen Kohlweißling zu tun!

Junge Kohlweißlings-Raupen fressen gern zusammen…
…und hinterlassen dabei diese schwarzen Ausscheidungen. Raupenkacke, so zu sagen 😉

Der große Kohlweißling

Gibt man diesen Namen in die große Suchmaschine ein, wird einem klar gemacht: Du hast es hier mit einem Schädling zu tun! Oh je, ein Schädling! Wie schrecklich! Oder? Auf die Suchanfrage tauchen auf jeden Fall schonmal Überschriften auf wie „Großer Kohlweißling effektiv bekämpfen“ Oder „die besten Mittel gegen Kohlweißling – bekämpfen und vorbeugen“ Gut also, dass unser Senf ja sowieso nur als Grün-Dünger für unser Gemüsebeet gedacht ist.

Aus Raupen werden Schmetterlinge

Aber jetzt mal zurück zum Thema Schmetterlinge. Denn Schädling oder nicht Schädling. Aus diesen Raupen werden sehr hübsche Schmetterlinge!

Dieses Weibchen ist wahrscheinlich gerade dabei, ein geeignetes Plätzchen für die Ei-Ablage zu finden.

Wenig überraschend ist es, dass im Sommer immer mal wieder ein solches Exemplar in unserem Garten unterwegs war. Auf dem Bild könnt Ihr ein Weibchen sehen. Die Männchen des Kohlweißlings sind weniger deutlich gezeichnet und insgesamt blasser.

Ein Schädling – wer sagt das?

Der Kohlweißling gilt als Schädling. Vor allem im Kohlanbau. Daher hat dieser schöne Tagfalter auch seinen Namen. seine Raupen fressen mit Vorliebe Kohl und anderen Kreuzblütler. Dabei lassen sie von den Blättern am Ende nur die harten Stängel stehen. Junge Raupen sieht man oft in Gruppen dicht bei einander. Die größeren Raupen fressen gern allein.

Un weil sie auf diese Weise großen Schaden an den Planzen anrichten, werden sie als Schädlinge eingestuft. Soweit logisch – wenn man Kohlbauer ist 😉 Aber jetzt mal Ehrlich: Muss man im Hobbygarten deshalb wirklich gleich zur Giftkeule greifen? Denn ganz egal ob Chemie-Keule oder Bio-Spritzmittel, Gift ist Gift. Und in Zeiten von beklagenswertem Insektensterben darf man ruhig zweimal überlegen, ob man den Raupen nun wirklich auf diese Weise zu Leibe rücken muss.

Nun hab ich auch gut Reden. Wie gesagt, die Senfpflanzen waren ja sowieso nicht für unsere Küche bestimmt. Aber auch der einzige Spitzkohl, der in unserem Hochbeet überhaupt einen Kopf gebildet hat, ist natürlich nicht verschont geblieben.

Der Spitzkohl hat es nicht geschafft…

Dennoch lasse ich die Raupen gewähren. Es ist ja sowieso zu spät. Und ich freue mich einfach auf die vielen Schmetterlinge im nächsten Jahr.

Apropos nächstes Jahr

Natürlich ist mir klar, dass die Schmetterlinge, die ich so sehnlich erwarte, auch wieder Eier legen werden. Stolze 100 Stück pro Weibchen können das werden. und dass bis zu dreimal im Jahr. Zum Glück müssen wir mit dem Anbau von Kohl aber nicht unseren Lebensunterhalt bestreiten. Daher werde ich mir auch nicht einfallen lassen, den „Baby-Schmetterlingen“ mit Gift oder Ähnlichem Einhalt zu gebieten. Vielleicht verzichten wir im nächsten Jahr auch einfach auf Kohl im Gemüsebeet. statt dessen pflanzen wir wieder jede Menge Kapuzinerkresse in allen möglichen Ecken unseres Gartens. Denn die gehört auch auf den Speiseplan des Kohlweißlings.

Und wenn wir doch noch Kohl anbauen? Dann werden die Raupen einfach abgesammelt und in die Kapuzinerkresse-Beete getragen;-) Der ein oder andere Vogel und die Schwebwespen haben dann vielleicht eine schöne Mahlzeit. So bleiben die Raupen im „Kreislauf der Natur“.

Plädoyer für die Artenvielfalt

Was für den Kohlweißling gilt, gilt für viele andere Arten auch. Viel zu schnell stempeln wir Insekten und andere Tierchen als Schädlinge ab. Zu oft werden Ameisen, Raupen und Co. mit allen Mitteln bekämpft. Häufig ohne darüber nachzudenken wie groß unser Schaden durch die kleinen Krabbler denn tatsächlich ist.

Statt zur Giftspritze zu greifen, sollten wir für mehr Vielfalt in unseren Gärten sorgen. Denn in einem naturnah gestalteten Garten, der Lebensraum für viele Arten bietet, reguliert sich auch vieles von selbst. Also: pflanzt heimische Pflanzen und Sträucher was das Zeug hält! Dann ziehen auch Vögel bei Euch ein – und die fressen Raupen. Und Marienkäfer, die Eure Blattläuse fressen und so weiter.

Ein paar Fakten zum Schluss

Zum Schluss gibt es hier noch ein paar Fakten zum großen Kohlweißling:

  • Der Schmetterling hat eine Flügelspannweite von bis zu 6 cm. Er ist weiß mit dunkler Zeichnung. Die Weibchen sind auffälliger gefärbt als Ihre Männer. Als Falter überlebt der Kohlweißling nur ca. 20 Tage. Seine Bestimmung ist die Fortpflanzung.
  • Weibchen legen bis zu 100 Eier und bilden 2 bis 3 Generationen pro Sommer aus. Nach 14 Tagen schlüpfen daraus die Raupen. Diese fressen sich ca. 4 Wochen durch Euren Kohl. Die letzte Generation verpuppt sich im Herbst und überwintert gern an Mauern oder Zäunen als Puppe.
  • Die Raupe des Kohlweißlings ist gelb, behaart und hat schwarze Flecken. Sie wird bis zu 5 cm lang und frisst gern Kohl und andere Kreuzblütler. Auch Kapuzinerkresse ist eine willkommene Mahlzeit.

Wie haltet Ihr es denn in Eurem Garten mit der „Schädlingsbekämpfung“? Habt Ihr tolle Tricks zur natürlichen Bekämpfung, greift Ihr auch schonmal zu „Spritzmitteln“ oder lasst Ihr die Tierwelt in Eurem Garten gewähren? Wir sind gespannt…

♥lichst

Eure Gartenkinder

4 Kommentare bei „aus Raupen werden Schmetterlinge – der Kohlweißling“

  1. Liebe Claudia,
    wir hatten auch einige Raupen im Garten zu Gast. Allerdings waren es hunderte kleine Raupen des Tagpfauenauges an den vielen Brennnesseln, die wir extra für sie stehen lassen. Wir hoffen auf viele Schmetterlinge im nächsten Jahr. Wir möchten im Garten keine Tiere bekämpfen. Wenn man ein gesundes Ökosystem aufbaut oder die Natur aufbauen lässt, halten sich Nützliche und Schädlinge die Waage. Das hoffen wir zumindest 🙂
    Viele Grüße
    Eva

    1. Hallo liebe Eva,
      das sehe ich genauso wie Ihr. Wir versuchen, unseren Garten immer und immer mehr zum natürlichen Lebensraum für viele Arten zu machen. Ich bringe es ja nicht mal über mich, einer Nacktschnecke etwas anzutun! Und in unsere „Spritze“ kommt höchstens mal Ackerschachtelhalm-Brühe 😉 Hoffentlich können wir dazu beitragen, diese „Botschaft“ in möglichst viele Gärten zu tragen!
      Ganz liebe Grüße aus Bielefeld
      Claudia

  2. […] Obstbäumen, vorziehen. Beliebt ist sie auch bei den Raupen des großen Kohlweißlings (Über den Kohlweißling haben wir kürzlich berichtet). Der lässt zugunsten der Kapuzinerkresse dann hoffentlich Euren […]

  3. […] gefunden. Ein gutes Beispiel sind hier Kohlarten wie Blumenkohl, die gerne von den Raupen des Kohlweißlings heimgesucht werden. Pflanzt Ihr dem Blumenkohl ein paar Sellerie-Pflanzen mit ins Beet, findet der […]

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