Wiese oder Rasen – einfach nur Geschmacksache?

Wiese oder Rasen? Das ist Geschmacksache – auf den ersten Blick jedenfalls. Aber während sich einige womöglich gerade die Frage stellen: „Wo ist denn überhaupt der Unterschied?“ Ist es für andere schon lange viel mehr als nur eine optische Frage! Wir möchten Euch heute einmal die wichtigsten Unterschiede erklären. Und unser etwas zwiespältiges Verhältnis zum Gartengrün…

Wiese oder Rasen – wo ist der Unterschied?

Rasen ist per Definition eine vom Menschen angelegte Vegetationsfläche aus Gräsern. Rasenflächen findet man im Siedlungsgebiet von Menschen. Sie werden nicht landwirtschaftlich genutzt und meist regelmäßig kurz gemäht. Rasen besteht, je nach Sorte aus einer Mischung verschiedener Gräser.

Eine Wiese ist wesentlich vielfältiger und artenreicher als eine Rasenfläche. Per Definition ist eine Wiese eine meist landwirtschaftlich genutzte Fläche. Zur Erzeugung von Heu oder als Weidefläche.

Auf der anderen Seite des Zauns ist das Gras immer grüner…

In fast jedem Garten gibt es eine Grünfläche in irgendeiner Form. In Wohnsiedlungen fällt die Entscheidung meistens ganz klar zugunsten einer Rasenfläche.  Soll ja auch schön pflegeleicht sein, der Garten. In vielen Siedlungen ist es beinahe ein Wettbewerb. Da wird der Rasen hübsch kurz gehalten. Regelmäßig wird gemäht, gedüngt und „Unkraut“ ausgestochen. Jede kleine Blüte ist ein Dorn im Auge des Rasenpflegers. (Wie war das noch mit „pflegeleicht“?)

Als wir unseren Garten übernommen haben, war das bei uns genauso. Eigentlich gab es gar nichts zu entscheiden. Das ein großer Teil des Gartens ein „Rasen“ würde, war selbstverständlich. Das macht man halt so, ist ja klar. Also haben wir die gesamte Fläche erstmal umgegraben. Das war auch gut so. Denn hier gab es eigentlich nur Moos. Dann haben wir Rasen gesät und ordentlich gedüngt. Und regelmäßig gemäht. -Nicht kürzer als 5 cm, dann hat das Unkraut keine Chance- So die Empfehlung des „Rasenflüsterers“ aus dem Raiffeisen-Markt 🙂 So weit, so gut. Aber…

Wo bleibt da die Natur?

Inzwischen frage ich mich das immer häufiger. Eine grüne Rasenfläche bietet kaum Lebensraum. Für wertvolle Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge ist ein hübsch getrimmter Rasen die reinste Wüste. Eine Blumenwiese dagegen ist wertvoller Lebensraum für viele Lebewesen.

Und darum geht es doch beim Gärtnern, oder? Für mich heißt gärtnern in der Natur sein. Und mit der Natur sein. Klar, ich möchte meinen Garten auch selbst gestalten. Und natürlich heisst das, dass ich der Natur hier nicht gänzlich freien Lauf lasse. Sonst würde hier bei uns auch wohl nur noch Ackerschachtelhalm und Giersch wachsen 😉

Wir haben eine große Rasenfläche und ich suche die Pflanzen für unsere Beete selbst aus. Das überlasse ich nicht der Natur. Das gebe ich zu. Aber wir pflanzen immer gezielter naturnah und investieren nicht allzuviel Zeit ins Unkraut-jäten. Außerdem ist unsere Rasenfläche zu einer schönen Alternative zwischen Rasen und Wiese geworden. Schaut mal, was hier alles wächst:

Butterblumen haben wir sie als Kinder genannt. In Wahrheit ist das wohl eine Hahnenfuß-Gewächs. Achtung, trotz des Harmlosen Aussehens sind die meisten Hahnenfuß-Gewächse giftig…
Mohn wächst überall in unserem Garten. Auch im Rasen / in der Wiese…
Schafgarbe breitet sich ziemlich rasant aus. Ist aber auch wirklich hübsch 😉
Wiesenstorchschnabel ist genauso hübsch wie seine gezüchteten Verwandten aus dem Gartencenter. Nur viel, viel kleiner…
Ein wildes Hornveilchen

 

Warum wir ein „zwiespältiges Verhältnis“ zu dem Thema haben

Zugegeben, unser heutiger Beitrag hört sich bis hierhin nach einem reinen Plädoyer für die Blumenwiese an. Und Ihr fragt Euch vielleicht, warum ich oben von einem zwiespältigen Verhältnis zum Gartengrün spreche…

Es ist eben nicht so einfach, wie es sich erstmal anhört. Es gibt auch ein paar Argumente gegen eine allzu wilde Blumenwiese. Die Kehrseite des sich bietenden Lebensraums sind z.B. lauernde Gefahren für nackte Kinderfüße. Wo viele Bienen sind, kann man schonmal auf eine von Ihnen treten. Das kann ziemlich weh tun. Auch kann man sich in einer hohen Wiese schonmal eine Zecke einfangen. Und dem ein oder anderen ordnungsliebenden Gärtner sieht so eine Wiese sowieso einfach zu ungepflegt aus.

Hier bei uns sind beide Ansichten vertreten. Ich hätte am liebsten eine wild wachsende Blumenwiese. Der Mann im Garten hat es gern ordentlich und gepflegt grün. Aber zu meinem Glück ist er auf keinen Fall ein unbelehrbarer Spießbürger. Und auf die Meinung der rasenpflegenden Nachbarschaft legt er schon mal so gar keinen Wert. Das Bild vom perfekt gepflegten Rasen ist halt einfach von jeher drin im Kopf.

Wir nähern uns also langsam an. Um es näher zu definieren: Wir pflegen einen Rasen, der nicht wirklich wöchentlich gemäht wird. So mutiert er in der mindestens 2-wöchigen Wachstumsphase eben immer wieder zur Blumenwiese. Und bietet so Futter für Biene, Hummel und Co. Und von Zeit zu Zeit machen wir dann mal wieder einen Rasen daraus. Zumindest auf den ersten Blick  😎

Viel Klee für Bienen und Hummeln
Unsere „Wiese“
frisch gemähter Rasen

Übrigens ist bei uns noch kein Kind von wilden Bienen oder sonstigem „Ungeziefer“ gestochen worden. Unsere Kinder wissen, dass wir uns den Garten teilen. Sie passe einfach ein bisschen auf, wenn Sie (meist barfuß) über die Wiese rennen.

Und was gefällt Euch besser? Blumenwiese Rasenfläche? Hand aufs Herz!

Ein Kommentar bei „Wiese oder Rasen – einfach nur Geschmacksache?“

  1. […] uns der Rasen-Pfleger und die Naturgärtnerin ja immer ein bisschen in Konkurrenz stehen (wir haben hier schonmal davon berichtet), ist eine Krokuswiese wieder so ein toller Kompromiss! Sie liefert Futter […]

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