Taubnesseln – ein Plädoyer für Wildpflanzen

Wenn ich im Moment so durch unseren Garten gehe, dann blüht da noch nicht wirklich viel. Ein paar Krokusse, die Kornelkirsche,  hier und da ein Schneeglöckchen. Und: Taubnesseln. An allen Ecken im Garten zeigen sie tapfer Ihre zierlichen Blüten. Und wieder mal denke ich über Unkraut nach. Die Taubnessel gehört für viele Gärtner ganz klar zu dieser „Pflanzengattung“…

Das gilt aber keineswegs für alle Taubnesseln. Es gibt auch Zuchtformen dieser hübschen Blümchen. Meist sind die größer und blühen „prächtiger“. Aber die Wildform ist in vielen Gärten unerwünscht. Sowieso definieren viele Gartenliebhaber „Unkraut“ ja als Planze, die einfach so wächst wo sie will. Aber gehören nicht gerade diese Planzen hierher? Da, wo sie eben natürlich vorkommen? Ist das nicht die beste und einzig wahre Garantie für eine Pflanze, gut zu gedeihen? Also, wenn Sie genau da wächst, wo sie eben hingehört?

Nun ist es auch bei uns nicht so, dass wir im Garten einfach alles wachsen lassen, ohne einzugreifen. Wir haben unseren Garten schließlich hübsch geplant, Staudenbeete angelegt und Gehölze gepflanzt. Wir möchten ihn ja schließlich selbst gestalten. Aber meine Einstellung zu „Unkraut“ hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Seit ich die Natur hier und da einfach gewähren lasse, hilft die sie bei der Gestaltung unseres Gartens mit – und ich bin viel entspannter.

Taubnesseln

…gehören zu den Unkräutern die ich einfach gewähren lasse. Sie stören mich nicht, sehen hübsch aus und sind tolle Bodendecker. Bei uns im Garten wächst die Purpurrote Taubnessel. Ihre Blüten sind Purpurfarben und auch das Laub ist häufig Purpur überzogen.

Herkunft und Ansprüche

Taubnesseln sind heimische und eher anspruchslose Pflanzen. Sie kommen in weiten Teilen Europas vor.

Standort

Am liebsten wachsen die zierlichen Bodendecker im Halbschatten. Sie kommen aber auch in der Sonne gut zurecht. Und an allen möglichen Stellen, an denen man sie nicht erwarten würde…

zwischen den Randsteinen neben der Terrasse fühlen sie sich ziemlich wohl…

Boden

Taubnesseln mögen frischen, nährstoffreichen und lockeren Boden. Hier bei uns ist der Boden ja eher sandig und daher nicht so nährstoffreich. Dennoch verbreitet sich die Taubnessel bei uns. Allerdings tatsächlich hauptsächlich dort, wo früher mal ein Komposthaufen stand. Aber auch unter Gehölzen und im Staudenbeet. Also überall dort, wo durch das ausbringen von Kompost oder Laub der Nährstoffgehalt im Boden etwas höher ist.

Vermehrung

Taubnesseln breiten sich kriechend im Garten aus. Sie vermehren sich über Wurzelausläufer oder säen sich einfach selbst im Garten aus. Weil sie sehr schnell wachsen verbreiten sie sich ganz fix im Garten und können pro Jahr 3-4 Generationen hervorbringen.

Blütezeit

Taubnesseln blühen bei uns im Garten fast das ganze Jahr. Die ersten Blüten habe ich schon (trotz Dauerfrost) im Februar entdeckt. Die letzten Blüten findet man oft noch im Oktober oder November.

Verwendung

Im Garten

Die Taubnessel ist eine hübsche Zierpflanze und Bienenweide. Sie eignet sich durch ihren kriechenden Wuchs toll als Bodendecker und schließt so Lücken im Beet.

In der Küche

Selbst hier ist die Taubnessel vielseitig verwendbar. Die Blätter eignen sich als Salat oder (wie Spinat zubereitet) als Gemüse. Aus den Blüten könnt Ihr Tee oder Sirup machen.

Als Heilpflanze

Der Tee kann gegen Harnwegsentzündungen und Atemwegserkrankungen angewendet werden. Bei Hautreizungen könnt ihr die Taubnessel auch äußerlich anwenden. Dafür müsstet Ihr aber zuerst eine Salbe oder Tinktur herstellen.

In unserem Garten…

…lassen wir die kleinen hübschen Blümchen einfach wachsen. Sie schließt ganz von allein die eine oder anderen Lücke im Beet und dient den Bienen und Hummeln als Nahrungsquelle. Bei uns wird sie außerdem als Schildkröten-Futter dankbar angenommen. (Über unsere Schildis haben wir hier und hier berichtet)

Taubnesseln in unserem wildesten Beet – dem Schildkröten-Gehege

Die Verwendung in der Küche und als Heilpflanze haben wir selbst, ehrlich gesagt, noch nicht ausprobiert. In diesem Jahr holen wir das aber sicher nach 😉

Habt Ihr auch so ein „Lieblingsunkraut“, was Ihr in Eurem Garten gar nicht mehr missen möchtet? Wir finden, man sollte viel öfter mal genauer hinschauen. Vieles ist auf den zweiten Blick plötzlich viel, viel schöner!

♥lichst

Eure Gartenkinder